Das Symposion fand am 20.10.2014 in Halle statt. Die Veranstaltung war vom SC zu Halle exzellent vorbereitet, organisiert und – trotz des Lokführerstreiks an diesem Wochenende – sehr gut besucht und begann am Sonnabend Nachmittag auf dem Haus der Guestphalia mit drei Referaten.
Den Anfang mit dem Bericht „Eine Einführung in die Quantencomputer“ machte Dipl.-Phys. Sebastian Pohle vom Corps Alemannia München.
So fremd und schwierig die Materie auch ist, es machte dem Referenten erkennbar viel Freude, mit „empfängerorientierten“ Bildern unter den Stichworten
- Einblicke in die Quantenmechanik
- Vom klassischen Computer zum Quantenrechner
- Quantenalgorithmen
- Möglichkeiten, einen Quantencomputer zu bauen
dem Auditorium in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung diese Elemente vorzutragen.
Im Gegensatz zu Digitalrechnern, welche den Gesetzen der klassischen Informatik folgen, arbeiten die „neuen“ Rechner nach quantenmechanischen Prinzipien, welche so ganz anders funktionieren als die bisher genutzten Apparaturen.
Die herkömmlichen „Maschinen“ arbeiten mit Bits (Zahl 0 oder 1) und entwickeln, indem sie sich jeweils für einen Zustand entscheiden, daraus ihre Anwendungen in Form von Texten und Bildern.
Auch beim Quantencomputer werden die Informationen binär dargestellt. Die Besonderheit aber ist, daß die Zustände Null und Eins sich gleichzeitig einstellen und auch übertragen werden können. Diese Informationseinheiten werden als Qubits bezeichnet, können in einem Atom gespeichert und sogar auf Protonen verlagert werden.
Auf Grund der Tatsache, daß diese Elementarteilchen mehrere Betriebszustände gleichzeitig annehmen können, sind Quantencomputer in der Lage, erheblich mehr Daten zu verarbeiten als „normale“ Digitalrechner und sind insofern auch um ein zigfaches schneller.
Nicht nur die Theorie ist sehr anspruchsvoll, auch die Technik ist extrem kompliziert, so daß Pohle das „Eingemachte“ nur andeuten und streifen, gleichwohl aber an alle Zuhörer die Prinzipien verständlich vermitteln konnte.
Und da das kanadische Unternehmen D-Wave mittlerweile Quantenrechner offeriert, scheint die Zukunft tatsächlich schon begonnen zu haben.
Sebastian Pohle hat in München die Fächer Informatik sowie Mathematik studiert mit Abschluß Diplom-Informatiker. Parallel dazu mit Abschluß absolvierte er ein Physikstudium an der gleichen Universität. Alle Fächer und Abschlüsse mit Auszeichnung.
Sebastian Pohle arbeitet freiberuflich als IT-Berater.
Was mit der Präsentation „Strom ersetzt Pille: Zukunft der Neuro-Rehabilitation“ von Dr. Manfred Franke, Corps Altsachsen, Hubertia Freiburg einige Tage vor dem Symposion zunächst als „Schreck in der Morgenstunde“ erschien – die Abwesenheit von Dr. Franke in Halle aus familiären Gründen – entwickelte sich bis zum Vortrags-Sonnabend geradezu als Glückstreffer.
Das „Skypen“ aus San Francisco, diese brillante technische Bild und Tonübermittlung, hatte alle Zuhörer hingerissen sowie schwer imponiert und gleichzeitig den Aktiven von Guestphalia die Möglichkeit gegeben, zu zeigen, daß auch sie technisch auf der Höhe der Zeit leben.
Thematische ging es um aktuelle Entwicklungen und Forschungen bei der elektrischen Neuro-Rehabilitation. Anhand von Beispielen wie
- Blinde sehen lassen
- Taube wieder zum Hören verhelfen
- Gehen nach Querschnittslähmung
- Luke-Skywalker (Jedi-Ritter, Filmfigur) mit elektromechanischer Hand
zeigte Franke, daß Menschen mit körperlichen Bewegungsstörungen oder anderen funktionalen Einschränkungen – resultierend aus Krankheiten bzw. Unfällen – heute durch elektrische Schnittstellen erhebliche Zustandsverbesserungen, wenn nicht sogar regelrechte Heilung erfahren können.
Die elektrische Neuro-Simulation ermöglicht das Ansteuern von Organen — klassisches Beispiel ist der bekannte Herzschrittmacher – sowie Organsystemen, sogar die Anregung und Regulierung von Nervenaktivitäten ist machbar. In kleinen Filmausschnitten wurde gezeigt, welche Heilungsansätze möglich sind, wie neurale Aktivitäten über Elektrostimulation gesteuert ausbalanciert und Ergebnisse erzielt werden können wie durch Medikamente, aber mit stark verringerten Nebenwirkungen.
Manfred Franke studierte Elektrotechnik an der TU – Dresden und arbeitete als Assistent am Institut für Mikrosystemtechnik (Spezialisierung auf Neuro-Prothetik) in Freiburg.
Er setzte seine Studien im Fachgebiet Neuro-Medizin in den USA an der Case Western Reserve Universität (Ohio, Cleveland) fort. Abschluß PhD mit Auszeichnung.
Manfred Franke ist seit Anfang 2014 beruflich in Forschung / Entwicklung der gen. Technologien und mit sog. „Start-Ups“ in San Francisco tätig.
Unter dem Titel „Vom Akademiker zum Unternehmer“ beschrieb Dr. Christian Dresel, Corps Bavaria Erlangen – nach eigener Einschätzung in einem praktisch unbrauchbaren Fach (Relativistische Quantenmechanik) promoviert – welche Vorteile man aus einer Universitätsausbildung und aus einer Corpsmitgliedschaft ziehen kann.
Mit den wichtigen Merkmalen Führung und Geld sowie Verantwortung und Erfolg muß ein sich Unternehmer ständig auseinandersetzen.
Humorvoll – gespickt mit Beispielen – nahm Dresel sich dieser Themen an.
Welche Art Führung wirkt wohl nachhaltiger als das Training in den uns bekannten Ämtern.
Wo kann beispielsweise der Senior besser „situatives“ Verhalten lernen als bei der Leitung einer unruhigen Kneipe. Und kollegiales Führungsverhalten übt sich am besten, wenn man als Senior trotz „Primus inter pares“ seinen Corpsbrüdern „den Weg weisen“ muß. Führung kann aber auch sehr einsam machen, denn dort, wo der „Chef“ für sein Unternehmen den Kopf hinhalten muß, steht er – wie bei der Mensur – ziemlich alleine da.
Ein besonders heikler Punkt ist das Beschaffen von Geld und die dabei gemachte Erfahrung, daß die Banken oft größeren Wert auf persönliche Solidität als auf dingliche Sicherheiten legen. Wer nachweisen kann, daß er was gelernt hat, schon immer mit Geld umgehen konnte, kann relativ leicht glaubhaft machen, daß er den Kredit auch bedienen will und wird. Und wer seine Pläne mit wissenschaftlichem Anspruch erstellt, hat gute Chancen, auch ohne großes Eigenkapital viel Geld geliehen zu bekommen.
Große Ernsthaftigkeit wurde auch dem Thema „Verantwortung“ gewidmet.
Im Gegensatz zum „miesen Kapitalisten“ akzeptiert der Unternehmer die gesellschaftlichen und sozialen Normen und entzieht sich nicht diesen Anforderungen. Vielmehr unterwirft
er sich wie ein Corpsstudent solchem „Comment“ freiwillig. Wenn der Unternehmer von dieser Grundordnung profitieren will, ist er sehr gut beraten, diese zu fördern und zu stützen.
Mit dem Begriff „Erfolg“ beschäftigt sich der Vortrag am Schluß und erkennt dabei interessante Parallelen zum Lebensstil im Corps, wo nicht Herkunft usw. den Wert des Corpsbruders bestimmen, sondern Charakter, Willensstärke und Persönlichkeit.
Erfolgreiche Menschen sind weder Feiglinge noch Hasardeure, sondern Personen, die bewußt kalkulierte Risiken eingehen, um ihr Ziel zu erreichen, ein Charakterzug, den Corpsstudenten schon bei der Partie unter Beweis gestellt haben mit der Frage, ob die Mitgliedschaft im Corps es wert ist, eine Verletzung in Kauf zu nehmen.
Weiterhin „besitzen“ erfolgreiche Menschen freundschaftliche und soziale Netzwerke.
Eines davon ist das Corps mit seinen generationenübergreifenden Kontaktmöglichkeiten.
Christian Dresel studierte in Erlangen Physik, Abschluß Diplom-Physiker. Promotion an der Universität Regensburg – Institut für Theoretische Physik – mit Abschluß Dr. rer. nat. – Alle Abschlüsse mit Auszeichnung.
Christian Dresel ist Geschäftsführender Gesellschafter der Condensator-Dominit GmbH
zur Entwicklung und Herstellung von energietechnischen Anlagen.
Der Nachmittag wurde von Dr. Christian Mersch vom Corps Baltica-Borussia moderiert. Jeweils im Anschluß an einen Vortrag wurden bereits offene Fragen diskutiert und beim anschließenden Colloquium (mit Kaffee, Kuchen, adäquaten Getränken) in lockerer Unterhaltung fortgesetzt.
Nach einem kleinen Spaziergang zum Corpshaus der Borussia fand ein großartig angerichtetes Abendessen in Bufettform statt.
So gestärkt, begaben sich die Teilnehmer über einen längeren Fußmarsch zum Hause des Corps PalaioMarchia, in dessen großem Saal der Kommers stattfand.
Bei einem „gemischten“ Präsidium mangelte es weder an Bier noch an Gesängen, beides durch Ansprachen von Prof. Herr und Dr. Dresel angereichert und ergänzt.
Wie die Veranstaltungen der vorangegangenen Jahre war auch das 7. Symposion der
Preisträger der Friedrich-von-Klinggräff-Medaille ein großer Erfolg.
Den Referenten danken wir für die Vorträge und die Zusammenfassung derselben.
Die Reihe wird im Jahre 2016 fortgesetzt, Vortragsangebote werden aber schon jetzt angenommen.
Wir schließen mit den besten Grüßen an alle Preisträger und hoffen auf ein weiteres Zusammenwachsen dieser Gruppe.